“Was ist das?”

“Was ist das?”

  • Posted by Björn Maurer
  • On 19. Januar 2017

Ein Bilderrätsel erstellen

von Katja Holdorf, Daniel Trueby
Zeitbudget: 10 – 45 Minuten
Schwerpunkte: NUR Film
Sprachkenntnisse: Keine
Mehrsprachig: Nein
Gruppengröße: Ab 6 Personen

Lernziele

  • Wortschatzerweiterung
  • Konzeptbildung zu Begrifflichkeiten
  • Kennenlernen verschiedener Einstellungsgrößen und deren Wirkung

Überblick

Die Teilnehmenden filmen in Gruppen einen Gegenstand in drei Einstellungen: zunächst von Nahem, sodass er noch nicht genau zu identifizieren ist, anschließend wird derselbe Gegenstand in seiner ganzen Größe und von Weitem gefilmt, sodass er komplett zu sehen ist. Bei der anschließenden Präsentation wird nach dem Prinzip eines Rätsels zunächst die Detailaufnahme gezeigt und der Gegenstand erraten. Die beiden weiteren Aufnahmen dienen der Auflösung des Rätsels.

Voraussetzungen:

Keine

Materialien:

Fotoapparat oder Smartphone bzw. Tablet, Notebook mit Beamer (je nach Gruppengröße) evlt. Apple TV für die Präsentation

Vorbereitungen:

Keine

Ablauf

 

  1. Schritt: Der Auftrag

 

Die Teilnehmenden werden in Kleingruppen eingeteilt und bekommen je nach Sprachstand folgenden Arbeitsauftrag mündlich oder in schriftlicher Form:

  • Fotografiert einen Gegenstand von ganz nah (also nur einen Ausschnitt).
  • Fotografiert den Gegenstand so, dass man ihn ganz sieht.
  • Fotografiert den Gegenstand von weiter weg in seiner Umgebung.

Hinweis: sollte der Arbeitsauftrag sprachlich so noch nicht verstanden werden können, kann ein Beispiel gemacht werden (s. Video unten). Wichtig ist es deutlich zu machen, dass es sich um ein Rätsel handelt. Die Begriffe sollen den anderen Gruppen unbekannt bleiben.

  1. Schritt:  Die Produktion

Mit dieser offenen und ortsgebundenen Praxisphase haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich selbst, ihre Kreativität und ihre Gruppe in situierten Kontexten zu erleben. Sie selbst entscheiden gemeinsam bei der Erkundung ihrer Lernumgebung über die Motivwahl und begegnen dabei auch anderen Kleingruppen, die derselben Aufgabe nachgehen. Dieses Setting regt auch dazu an, nach besonders ausgefallenen oder schwer erkennbaren Motiven zu suchen.  

  1. Schritt: Die Betrachtung der Ergebnisse

Die Detailaufnahmen werden im Plenum gezeigt. Die jeweils anderen Gruppen sollen den Gegenstand erraten. Für einen erweiterten Konzeptbegriff ist es wichtig, den Gegenstand nicht nur zu benennen, sondern mehrperspektifisch zu erarbeiten. Dabei können folgende Fragen (auch mit Unterstützung der pädagogischen Begleitung) gestellt werden.

Wie sieht es aus?

Was kann man erkennen?

Welche Farbe bzw. Form hat es?

Aus was ist es? Aus welchem Material?

Die Großaufnahme des Gegenstands dient der Auflösung des Rätsels und der visuellen Festigung.

Wie groß ist es?

Für was braucht man das? Was kann man damit machen?

Die Totale zeigt den Gegenstand in seiner Umgebung und bezieht sich auf die letzten beiden Fragen:

Wo ist es? (Wo befindet es sich?)

Wo gibt es das noch?

Wenn es sich anbietet kann man mit der Großgruppe die Gegenstände nochmal im realen Umfeld betrachten.

  1. Schritt Weiterarbeit und Lexikon erstellen

Zum Festigen Begriffe und Bedeutungen, im Sinne des nachhaltigen Lernens, kann man die Aufnahmen mit Text oder Audio versehen.

Diese werden dann entweder einem multimedialen Wörterbuch hinzugefügt (s. …) oder virtuelle Lernkarten (z.B. über “Quizlet” oder “Learning-Apps”) erstellt.

So können die Teilnehmenden wahlweise mit ihren mobilen Geräten oder am Computer den neu erworbenen Wortschatz üben.

  1. Schritt: Einordnung in die Filmästhetik

Die Übung sensibilisiert die Teilnehmenden für das filmische Gestaltungsmittel der Einstellungsgröße. Da in dieser Übung die beiden Extrempole  → «Detail» und → «Totale» thematisiert werden, bietet sich die Gelegenheit die dazwischen liegenden Abstufungen verschiedener Einstellungsgrößen und die zugehörigen Wirkungen zu thematisieren. Dies lässt sich beispielsweise  mittels vorbereiteter Wort- und Bildkarten umsetzen, wobei die Kinder und Jugendlichen die Namen der Einstellungsgrößen zu den entsprechenden Bildern zuordnen und über die Wirkung diskutieren, oder natürlich besser in einer ausführlicheren, aufbauenden Übung

Varianten

Zur Vereinfachung der Aufgabe können auch nur zwei Einstellungen fotografiert werden und somit nur ein Bilderpaar (Detail und Totale) entstehen.

Bezüge zur Sprachförderung

Kompetenzfelder

Sprechfertigkeit
Wortschatz

Wortschatz: Es werden implizit sowohl der Alltagswortschatz (durch die Benennung und Auseinandersetzung mit Alltagsgegenständen und Motiven der unmittelbaren Umwelt) als auch spezifischer Filmwortschatz benötigt (Das Sprechen über den Arbeitsauftrag, die Umsetzung und die damit einhergehenden Herausforderungen). Es müssen Absprachen über Motive, Blickwinkel und Qualität der Aufnahmen getroffen werden. Später kommt dann die Benennung der Einstellungsgrößen dazu.
Durch den speziellen Fokus der Kameralinse setzen die Jugendlichen in dieser Übung selbst den Schwerpunkt auf die Wortschatzarbeit. Die zu erlernenden Wörter werden dabei aber nicht nur durch die Jugendlichen selbst bestimmt, sondern können aufgrund der Detail-Totale-Trennung sowohl als Ganzes als auch in ihren Einzelteilen thematisiert werden. So wird also beispielsweise nicht nur das Wort “Blume” erlernt sondern gleichzeitig auch die Worte “Blüte”, “Stängel”, “Blätter” und “Pollen”. In der Semantik findet diese Vorgehensweise in der “Teil-Ganzes-Relation”oder “Ober-Unterbegriffe” seine Entsprechung. Zudem werden nicht nur Nomen (also die Begriffsbenenungen) thematisiert, sondern auch Adjektive (Beschreibung der Begriffe) und Verben, wenn es darum geht, was man mit dem Gegenstand tun kann (s. Fragen oben).

Sprechfertigkeit: Aushandlung bei der Produktionsphase. Fragen und Antworten bei der Reflexion - evtl. mit Sprachroutinen, die vorgegeben werden.

Bezüge Film- und Theaterpädagogik

Filmgestaltung

Bildkomposition
Kamera

Kamera: Durch die einfache Verwendung der Foto-Kamera des Tablets / Smartphones wird ein erster einfacher Zugang zum Aufnahmemedium kontextgebunden ermöglicht. Die Aufnahme von Fotos birgt weniger Misslingensgefahren vor allem für Anfänger und minimiert mögliche Berührungsängste im Umgang mit der Technik.

Bildkomposition: Die offene Formulierung des Arbeitsauftrags lässt den Jugendlichen die Möglichkeit sich auf Ebene der Medienkompetenz entweder mit den “analogen“ Modifikationen des Bildausschnitts zu befassen, also sich selbst mit dem Tablet oder der Kamera dem Gegenstand zu nähern und zu distanzieren (dies entspricht der Arbeit eines Kameramanns/Fotografen der mit einer Festbrennweite arbeitet) oder aber die Möglichkeiten und Grenzen des (digitalen) Zooms zu erproben. Durch die aktive Auseinandersetzung mit drei zentralen Einstellungsgrößen wird der Weg für weitere formalästhetische und filmsprachliche Mittel geebnet.
Zudem findet hier eine Sensibilisierung für das grundlegende filmische Gestaltungsmittel verschiedener Einstellungsgrößen statt. .

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