Live-Bilder-Kettengeschichte

Live-Bilder-Kettengeschichte

  • Posted by Björn Maurer
  • On 19. Januar 2016

Kollaborativ Geschichten entwickeln via WhatsApp

von Björn Maurer
Zeitbudget: > 45 Minuten
Schwerpunkte: NUR Film
Sprachkenntnisse: Fortgeschritten
Mehrsprachig: Nein
Gruppengröße: Ab 6 Personen

Lernziele

  • Bilder als Erzähl-/Schreibanlass verwenden
  • Das Potenzial von Schauplätzen für das Storytelling erkennen
  • Anhand einer Bilderkette eine Geschichte entwickeln

Überblick

Ausgestattet mit je einem mobilen Gerät suchen zwei Kleingruppen unterschiedliche Orte auf und schicken sich gegenseitig über WhatsApp oder einen alternativen Messaging Dienst Fotos von ihrem Ort (z. B. Gegenstände, besonders eindrückliche Bildausschnitte). Die Fotos dienen ähnlich wie Reizwörter als Impulse für wechselseitiges schriftliches Storytelling.

Voraussetzungen:

Keine

Materialien:

1 Smartphone pro Gruppe, WLAN für WhatsApp Kommunikation

Vorbereitungen:

Keine

Ablauf

Um das Potenzial der vorhandenen Schauplätze zu nutzen und den Handlungsrahmen der Geschichte auf die Szenerie abzustimmen, erhalten die Teilnehmenden in Kleingruppen den Auftrag, sich einen nahegelegenen Schauplatz auszuwählen und diesen mit einem mobilen Gerät aufzusuchen. Vor Ort sollen sie zunächst den Schauplatz genau erkunden:

  • Wie sieht er aus?
  • Welche Geräusche sind zu hören?
  • Wie riecht es dort?
  • Welche Gegenstände sind dort zu entdecken?

Nach ausgiebiger Erkundung soll ein Kamerastandpunkt gewählt werden, der den Schauplatz besonders interessant erscheinen lässt. Nach der bewussten Wahl des Bildausschnitts mit der Kamerafunktion des mobile Geräts schießen die Teilnehmenden ein Foto. Das Foto wird via WhatsApp an die andere(n) Gruppe(n) geschickt.

Varianten

Variante 1:

  • Erhält Gruppe A das erste Foto von Gruppe B, findet sie zunächst einen Titel, der zum Foto passt (z. B.: «die verwunschene Brücke», «das Haus am schwarzen Bach», «die Zauberflasche», …).
  • Der Titel wird via WhatsApp an Gruppe A zurückgesendet.
  • Gruppe A fotografiert daraufhin 3-5 weitere Bilder mit unterschiedlichen Motiven, die zum Titel von Gruppe B passen, und verschickt sie via WhatsApp.
  • Derselbe Prozess findet parallel auch umgekehrt statt.
  • Beide Gruppen versuchen nun die erhaltenen Bilder in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen und den Anfang einer Geschichte zu erzählen, die an dem Schauplatz mit den fotografierten Motiven spielen könnte.
  • Die Geschichtenanfänge werden anschließend gegenseitig erzählt und dann wahlweise verfilmt, als Fotostory realisiert oder zur Basis einer Schauspielimprovisation am Handlungsort.

Variante 2:

Erster Schritt:

Beide Gruppen schicken sich ein möglichst aussagekräftiges Bild (Kameraeinstellung: «Totale») ihres Schauplatzes via WhatsApp zu.

Gruppe A schaut das erhaltene Bild an und wählt dann fünf abgebildete Gegenstände aus, die sie gerne als Nahaufnahme hätte. Sie schreibt die Bezeichnungen der Gegenstände auf und schickt sie via WhatsApp an Gruppe B zurück (z. B. Mülleimer, Blumenstrauß, Autoreifen, Brunnen, …).

Gruppe B fotografiert die gewünschten Gegenstände und sendet die Fotos zurück. Dasselbe findet parallel auch umgekehrt statt, so dass beide Gruppen jeweils fünf Bilder des anderen Schauplatzes zur Verfügung haben.

Zweiter Schritt:

Die Gruppen überlegen sich eine kurze Geschichte, in der alle fünf fotografierten Gegenstände vorkommen.

Zum Beispiel:

«Sarah bekommt einen Blumenstrauss von einem Verehrer (Toni), kann die Liebe aber nicht erwidern und wirft daher die Blumen in den Mülleimer. Toni stürzt sich vor lauter Verzweiflung in den Brunnen und wird am Ende von Sarah gerettet, indem sie ihm einen Autoreifen mit einem Seil nach unten wirft, um ihn daran herauszuziehen.»

Dritter Schritt:

Die Gruppen kommen zusammen und erzählen sich die Geschichten, die sie sich überlegt haben.

Vierter Schritt:

Die Gruppen kehren an ihre Schauplätze zurück und versuchen nun die Geschichte der anderen Gruppe zu verfilmen oder in einer Fotostory zu realisieren.

Bezüge zur Sprachförderung

Kompetenzfelder

Sprechfertigkeit
Wortschatz

Sprechfertigkeit: Die Bilder des Schauplatzes dienen als Sprech- und Schreibanlass für das Storytelling. Ausgangspunkt ist also nicht ein abstrakter (Klassen-) Raum, sondern eine konkrete räumliche Situation, in der sich eine dazu passende Handlung abspielen kann. Die Aufgabe, einem Bild einen erzählenden Titel (Variante 1) zuzuordnen, fördert die Bildlesefähigkeit und fordert dazu heraus, Bildinhalte pointiert in einfachen Wörtern zu verdichten. Hier kommt es in der Gruppenkonstellation automatisch zu Aushandlungsprozessen wie Diskutieren, Begründen und Erklären. Beim Vorstellen der entwickelten Geschichte steht dann die Förderung der Erzählkompetenz im Vordergrund.

Wortschatz: Die Auswahl konkreter Bildmotive aus der Totaleneinstellung (Variante 2) und die Kommunikation der Bildwünsche via WhatsApp fördert die Wortschatzarbeit, indem bestimmte Bildgegenstände ggf. im Wörterbuch nachgeschlagen werden müssen.

Bezüge Film- und Theaterpädagogik

Dramaturgie

Ideenfindung
Geschichten entwickeln

Ideenfindung / Geschichtenentwicklung
Die Teilnehmenden lernen die Bedeutung des Schauplatzes für die Filmhandlung insgesamt kennen. Das Medium Film ist auf Bilder angewiesen, die die betreffende Erzählung unterstützen. Nur eine sensible Drehortanalyse erfasst das narrative Potenzial des Ortes und sensibilisiert außerdem für geeignete Kamerastandpunkte und für sinnvolle Auflösungen der Filmhandlung.
Auch für die Theaterpädagogik gilt: Das genaue Analysieren eines Handlungsortes ist von großer Bedeutung für die schauspielerische Arbeit. Die Szenerie einer Handlung beeinflusst die Figur in ihren Emotionen und ihrem Verhalten. Ähnlich wie im filmischen Bereich kann man auch in der schauspielerischen Arbeit einen Schauplatz als Basis für die Rollen- oder Geschichtenentwicklung heranziehen.

Schauspiel

Requisiten

Speziell in Variante 2 wird zudem ein Fokus auf die Arbeit mit Requisiten gelegt und thematisiert, welche Potenziale diese für eine Figur und die Handlung haben. Dieser Aspekt steht in diesem Kontext in enger Verbindung mit der Geschichtenentwicklung.

Filmgestaltung

Bildkomposition
Kamera

Da immer jeweils die andere Gruppe für die Storyentwicklung zuständig ist, müssen die Fotos aussagekräftig sein. Das fördert die Sensibilität für interessante Kamerastandorte und spannende Bilder. Beim Fotografieren setzen sich die Teilnehmenden also mit filmgestalterischen Mitteln wie Einstellungsgröße, Kameraperspektive und Bildkomposition auseinander.

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