Five-Shot

Five-Shot

  • Posted by Björn Maurer
  • On 28. September 2016

Eine einfache Handlung in 5 Einstellungen erzählen

von Michael Dostler, Björn Maurer
Zeitbudget: 10 – 45 Minuten
Schwerpunkte: Film UND Theater
Sprachkenntnisse: Grundkenntnisse
Mehrsprachig: Nein
Gruppengröße: Ab 3 Personen

Lernziele

  • Die Five-Shot-Übung als Technik für die effektive filmische Auflösung einer Handlung erlernen
  • Gefühl für die Informationen, die eine Filmeinstellung vermittelt, bekommen
  • Lernen, die Fragen des Zuschauenden mit einer Handlung zu verknüpfen
  • Einstellungsgrößen und Perspektiven nach Informationsgehalt passend wählen

Überblick

Die Teilnehmenden lernen anhand eines Filmbeispiels die «Five-Shot-Technik» kennen, mit der einfache Handlungen innerhalb von fünf Kameraeinstellungen erzählt werden können. Den Zuschauenden werden dabei die Informationen zur Handlung schrittweise vermittelt, indem wichtige Fragen wie z.B. «Was?», «Wer?», «Wo?», «In welchem Kontext?» in je einer Einstellung beantwortet werden. Im Anschluss verfilmen die Teilnehmenden selbst eine einfache Handlung mit der Five-Shot-Technik.

Voraussetzungen:

Keine

Materialien:

eine Kamera / Tablet / Smartphone pro 3er-Gruppe; Schnittsoftware /-app (z. B. iMovie)

Vorbereitungen:

Keine

Ablauf

  1. Schritt: Dieselbe Handlung – unterschiedlich erzählt

Die Filmbeispiele eines «One-Take» und eines «Five-Shot» werden hintereinander gezeigt. Beide Filme bilden die gleiche Handlung ab. Der «One-Take-Film» zeigt das Geschehen in einer einzigen Einstellung (Totale), die «Five-Shot-Version» nutzt verschiedene Einstellungsgrößen, um die Handlung zu erzählen.

Die  Teilnehmenden geben eine Bewertung ab und versuchen dabei die Vorteile des Five-Shots (Spannung, Fokussierung auf das Wesentliche, Blickführung der Zuschauenden,…) gegenüber der eher langweilig wirkenden One-Take-Version herauszuarbeiten.

  1. Schritt: Die fünf Fragen des Five-Shots erkennen

Die Teilnehmenden erhalten das Handout «Five-Shot-Standbilder» und je einen Satz Wortkarten. (Wer?, Was?, Wo?, Wie? & Wow!)

Der Auftrag: « Zu welcher Einstellung passt welche Wortkarte? Ordnet die Wortkarten den Einstellungen zu.»

Visualisierung der Wortkarten in Kombination mit Five-Shot-Visualisierung

Bei der gemeinsamen Auswertung wird erklärt, dass beim «Five-Shot» jeder Einstellung eine Frage zugeordnet wird  und der Zuschauer die Bildinformation somit schrittweise erhält.

  1. Schritt: Einen eigenen Five-Shot-Film drehen

Hinweis

Im optimalen Fall sollten die fünf Einstellungen mit Stativ gefilmt werden, damit sie anschließend zusammenpassen (–> Continuity).

Die Teilnehmenden produzieren in Kleingruppen einen eigenen Five-Shot-Film und wählen dafür eine einfache (Alltags-)Handlung aus (z. B. Schuhe binden, ein Glas Wasser einschenken, …).

  1. Schritt: Die Five-Shot-Aufnahmen anschauen und diskutieren

Die Ergebnisse aller Gruppen werden gezeigt und besprochen. Im Plenum sollte darauf geachtet werden, welche W-Fragen jeweils beantwortet wurden.

Vor dem Anschauen der Videos werden die Wortkarten mit den Fragewörtern an die Teilnehmenden verteilt. Der Auftrag besteht darin, konzentriert zuschauen und die eigene Wortkarte hochzuheben, wenn das Video die betreffende Frage beantwortet.

  1. Schritt: Die Reihenfolge des Five-Shot verändern

Wenn die Teilnehmenden ein Tablet/Smartphone mit Videobearbeitungsmöglichkeiten zur Verfügung haben, bringen sie die Einstellungen ihres eigenen Five-Shot-Video-Materials in unterschiedliche Abfolgen. Dadurch wird deutlich, dass prinzipiell alle Einstellungen aneinander passen und dabei unterschiedliche Wirkungen erzielt werden können.

Varianten

Die Teilnehmenden fotografieren die einzelnen Einstellungen mit einem Tablet oder ihrem Smartphone ab. Der Arbeitsauftrag lautet: «Wir schauen uns den Film noch einmal an. Macht dabei von jeder Einstellung ein Foto.»

Das Handout «Five-Shot-Standbilder» kann durch eine leere Storyboard-Vorlage ersetzt werden; die Teilnehmenden erhalten dann den Auftrag, die fünf Einstellungen des Five-Shots zu zeichnen.

Beispielclips

Eigenproduktionen der Teilnehmenden

Bezüge zur Sprachförderung

Kompetenzfelder

Wortschatz

Wortschatz: W-Fragewörter leiten offene Fragen ein und sind für eine erfolgreiche mündliche Kommunikation unverzichtbar. Das Verständnis der W-Fragewörter ist Voraussetzung für die filmische Umsetzung des Five-Shots. Bei der Zuordnungsübung sollte entsprechend darauf geachtet werden, dass die W-Fragewörter mit den Herkunftssprachen im Sprachvergleich abgeglichen werden (ggf. mehrsprachige Wortkarten verwenden).
Die Arbeit mit den Wortkarten auch in der Filmsichtungsphase erleichtert schwachen Sprecher*innen die Anwendung. In Kombination mit den Fragewörtern werden natürlich auch die Antworten geübt, also zugehörige Antwort-Adverbien oder -Präpositionen (Wo? - Hier, dort, neben, bei, etc.) oder auch die Beschreibung von Personen, Handlungen und Orten.

Bezüge Film- und Theaterpädagogik

Schauspiel

Rollenentwicklung

Rollenentwicklung: Scheinbar alltägliche Handlungen wie das Schuhebinden können für die Charakterisierung einer Figur wichtig sein, also gehört für Schauspielende die Frage “Wie bindet eine Figur sich die Schuhe?” durchaus auch zur Rollengestaltung.

Filmgestaltung

Kamera
Montage

Montage: Die Übung bietet einen handlungsorientierten Zugang zur filmischen Auflösung. Am kontrastiven Videobeispielmaterial wird erkannt, wie wichtig es ist, eine filmische Handlung in einzelne Einstellungen aufzulösen.
Da jede Einstellung im Five-Shot schlussendlich zueinander passen sollte, nähern sich die Teilnehmenden bereits dem Prinzip der Kontinuität (Continuity) beim Schnitt an und können erkennen, dass aufeinanderfolgende Einstellungen nicht zu ähnlich, aber auch nicht zu unterschiedlich sein dürfen.

Kamera: Durch die W-Fragen werden die Teilnehmenden dafür sensibilisiert, sich bei jeder einzelnen Einstellung den Bildinhalt bewusst zu machen und die Entscheidung, was gezeigt werden soll und was nicht, kommunikativ auszuhandeln. Diese Übung festigt auch zuvor erlernte Kenntnisse über die Einstellungsgrößen.

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