“Wir brauchen ein Problem!”

“Wir brauchen ein Problem!”

  • Posted by Björn Maurer
  • On 8. Januar 2017

Einfache Szenen zu zweit improvisieren

von Katharina Gmeinwieser
Zeitbudget: 10 – 45 Minuten
Schwerpunkte: NUR Theater
Sprachkenntnisse: Grundkenntnisse
Mehrsprachig: Nein
Gruppengröße: Bis Personen

Lernziele

  • Szenen auf der Grundlage von Vorgaben improvisieren
  • frei spielen
  • Impulse aufgreifen und ins Spiel integrieren

Überblick

Zwei Spielende improvisieren gemeinsam eine Szene. Hierzu lassen sie sich vom Publikum eine Vorgabe geben (wie zum Beispiel ein Haushaltsproblem, eine Beziehung, einen Ort o.ä.), die in irgendeiner Weise in die Szene mit einfließen soll oder diese vollkommen inspiriert.

Voraussetzungen:

Keine

Materialien:

ggf. Verkleidungskiste oder Emotionskarten

Vorbereitungen:

Keine

Ablauf

Tipp

Die Vorgaben können je nach Schwerpunktlegung stark variiert werden. Möglich sind neben Problemen als Vorgabe auch Emotionen, Beziehungen, Orte, Requisiten und Kostüme etc.

Aus der Gruppe erklären sich zwei Personen dazu bereit, eine Szene zu improvisieren. Die restlichen Spielenden bilden das Publikum. Bevor die Szene beginnt, verlangen die Spielenden vom Publikum eine oder mehrere Vorgaben. Zum Beispiel: “Wir brauchen ein Problem!”. Das Publikum gibt nun Vorschläge für mögliche Probleme. Die Spielleitung oder die Spielenden selbst suchen sich aus diesen Vorschlägen eine Vorgabe für die folgende Szene aus.

Die Szene wird anschließend eingezählt. Hierbei kommt es darauf an, ob in der Gruppe bereits ein Signal eingeführt wurde. Möglich sind Kommandos wie “1,2,3 los!” oder “5,4,3,2,1 los!”. Nun improvisieren die beiden Spielenden eine Szene. Die Vorgabe kann dabei die Szene bestimmen oder nur beiläufig auftauchen. Besonders amüsant wird die Szene, wenn die Vorgabe nicht den Erwartungen des Publikums entsprechend umgesetzt, sondern möglichst einfallsreich darauf assoziiert wird.

Tipp

Zum Aufwärmen für diese Art der freien Improvisation eignen sich besonders Assoziationsspiele.

Das Ende der Szene wird durch deren Höhepunkt markiert oder von der Spielleitung herbeigeführt (ein imaginärer Vorhang fällt oder die Spielenden werden dazu aufgefordert, ein Ende für ihre Szene zu finden). Anschließend kann eine andere Gruppe spielen oder die Szene wird gemeinsam reflektiert. Hierbei können Themen wie die Annahme von Spielimpulsen, der Status, Requisiten und Kostüme sowie die Darstellung von Emotionen und zwischenmenschlichen Beziehungen thematisiert werden. Ebenso können der dramaturgische Aufbau der Szene reflektiert werden (“War die Szene spannend?”, “Gab es eine Stelle, die langweilig war?”, “Wie hätte man die Vorgabe sonst noch einbinden können?”).

Varianten

“Wir brauchen ein Requisit”

Das Spiel eignet sich ebenfalls gut für den gezielten Einsatz von Requisiten. So können vom Publikum Requisiten als Vorgaben gefordert werden. Diese können imaginiert werden (z.B. ein Sportwagen, ein silberner Kelch etc.) oder tatsächlich aus dem Publikum kommen (z.B. eine Mütze, eine Handtasche etc.). Diese Version legt den Fokus zum einen auf Requisiten im Spiel und im Film sowie zum anderen auf einen bestimmten Wortschatz im Bereich der Alltagsgegenstände.

Bezüge zur Sprachförderung

Kompetenzfelder

Sprechfertigkeit
Wortschatz

Sprechfertigkeit: Eine improvisierte Szene ist immer eine Mischung aus pantomimischem Spiel und Dialog. Die Spielenden handeln auf der Bühne und kommunizieren. Hierzu müssen sie die Sprechimpulse der oder des Mitspielenden aufgreifen und selbst spontan Sprache produzieren.

Wortschatz: Je vielfältiger die vorgegebenen Begriffe (Probleme, Beziehungen, Gegenstände) sind, desto mehr Auswahl und Potential besteht für die Szenen. Die Teilnehmenden können Worte als Vorgaben geben und/oder live erleben, die sie ansonsten nur in anderen Kontexten lernen würden und erweitern somit ihren Wortschatz.

Bezüge Film- und Theaterpädagogik

Dramaturgie

Ideenfindung
Geschichten entwickeln

Geschichten entwickeln und Ideenfindung: Die Spielenden ziehen aus einfachen Vorgaben die Inspiration für Dialoge, ganze Szenen oder sogar komplette Geschichten. Selbst in kleinen Szenen wie diesen setzen sich die Spielenden mit dramaturgischen Aspekten wie Spannung und Höhepunkt auseinander.

Schauspiel

Emotionen
Improvisation
Requisiten
Status
Stimme
Vertrauen

Emotionen: Als Vorgaben können auch Emotionen an die Spielenden vergeben werden. Diese bestimmen dann zum Teil die Szene mit. Auch wenn keine explizite Emotion vorgegeben wird, geht es darum im Spiel mit passende Emotion einzubinden, um bspw.Spannung zu erzeugen.

Improvisation: “Wir brauchen ein Problem!” ist eine der reinsten Improvisationsformen. Die Spielenden reagieren spontan auf die Vorgaben aus dem Publikum und entwickeln daraus eine Szene.

Requisiten: Die Übung eignet sich gut für den gezielten Einsatz oder auch das pantomimische Darstellen von Requisiten und Kostümen. Diese können als Vorgaben ins Spiel eingebracht und von den Spielenden möglichst kreativ eingebunden werden, wie zum Beispiel zur Charakterisierung von Figuren.

Stimme: Beim Improvisieren sind Sprache und Stimme wichtige Gestaltungsmittel. Je nach dargestellter Figur entscheiden die Spielenden frei, ob diese einen Dialekt spricht, eine besonders hohe oder tiefe Stimme hat oder vielleicht sogar eine Fremdsprache spricht. Hier sind die Mimik und der körpersprachliche Ausdruck von besonderer Bedeutung für die mitspielende Person.

Status: Im improvisierten Spiel ist der Status immer bewusst oder für einige Spielende auch unbewusst präsent. Die Szene lebt von unerwarteten Statuswechseln und dem Auf und Ab der dargestellten Figuren.

Vertrauen und Kooperation: Eine Szene zu improvisieren ist wahre Teamarbeit. Das spontane Spiel vor einem Publikum verlangt von den Spielenden die gegenseitigen Impulse wahrzunehmen und diese im Spiel zu akzeptieren, um die Szene nicht zu blockieren und sich nicht selbst vor dem Publikum bloßzustellen.

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