Ein Zwerg und ein Riese begegnen sich

Ein Zwerg und ein Riese begegnen sich

  • Posted by Björn Maurer
  • On 13. November 2016

Filmische Problemstellungen lösen

von Katja Holdorf, Björn Maurer
Zeitbudget: 10 – 45 Minuten
Schwerpunkte: Film UND Theater
Sprachkenntnisse: Grundkenntnisse
Mehrsprachig: Ja
Gruppengröße: Ab 3 Personen

Lernziele

  • durch Kameraarbeit die Bedeutung von Personen und Gegenständen verändern (Zwerg/Riese)
  • passives mediales Vorwissen aktivieren
  • filmgestalterische Mittel wie Kameraperspektive, Bildausschnitt und Raumtiefe als Begriffe kennenlernen

Überblick

Die Kinder und Jugendlichen erhalten den Auftrag, eine Begegnung zwischen einem Riese und einem Zwerg zu filmen. Diese Aufgabe kann filmisch unterschiedlich umgesetzt werden, was Diskussions- und Aushandlungsprozesse in der Fremdsprache provoziert. Interessant ist es die verschiedenen Zwerg-Riese-Lösungen zu vergleichen, die filmischen Prinzipien dahinter zu erkennen und die entsprechenden Begriffe der Filmsprache einzuführen.

Voraussetzungen:

Erste Erfahrungen mit der Videokamera (bzw. Videoapp auf Smartphone bzw. Tablet) sollten vorhanden sein. Einstellungsgrössen (z. B. Bildrätselübung) sollte vorausgegangen sein.

Materialien:

eine Videokamera, Tablet oder Smartphone pro 3er-Team, ggf. Wortkarten und schriftlicher Arbeitsauftrag mit unterstützender Visualisierung (s. Handout), Beamer & Notebook zur Präsentation

Dateien zum Download:

  1. https://www.sprachfoerderung.eu/wp-content/uploads/Handout-Riese-Zwerg.pdf

Vorbereitungen:

Keine

Ablauf

1. Schritt: Der Auftrag

Hinweis

Die Aufgabe ist problembasiert gestellt. Die Teilnehmenden sollen durch Ausprobieren selbst Lösungen entwickeln. Sie verfügen in der Regel durch ihre Film- und Fernsehsozialisation über ausreichend Vorerfahrungen, um selbstständig eine Lösung zu finden.

Ohne vorherige Einführung erhalten die Kinder und Jugendlichen in 3er-Gruppen den Auftrag, eine Begegnung zwischen einem Riese und einem Zwerg zu filmen. Die Aufgabe ist innerhalb von 15 Minuten zu erledigen und das fertige Produkt darf nicht länger als 60 Sekunden sein. Der Auftrag wird mündlich gegeben und ggf. durch das visualisierende Handout unterstützt. Wenn die Teilnehmenden geringe sprachliche Vorkenntnisse haben, kann zusammen überlegt werden, wie die Begrüssung der beiden ablaufen soll? Wird dabei gesprochen? Was könnten Zwerg und Riese bei der Begrüssung zueinander sagen?

2. Schritt: Die Produktion

Die Kleingruppe(n) bearbeiten den Auftrag in Abwesenheit der Pädagog*innen und erproben verschiedene Lösungsmöglichkeiten. Dabei wählen sie höchst wahrscheinlich eine der folgenden Lösungen:

  • Der Riese wird im Bildvordergrund, der Zwerg im Bildhintergrund platziert. Die Kamera filmt das Geschehen von einem Standpunkt aus, der suggeriert, dass sich beide Figuren auf der gleichen Tiefenebene im Bild befinden. In diesem Fall ist ein Kameraobjektiv mit → Tiefenschärfe (alle Ebenen im Bild sind scharf) erforderlich.
  • Das Gespräch wird im → Schuss-Gegenschuss-Verfahren gefilmt. Der Riese wird dabei aus der Sicht des Zwergs von unten gezeigt (→ Froschperspektive) und der Zwerg aus der Sicht des Riesen von oben (→ Vogelperspektive).
  • Der Bildausschnitt wird gezielt eingesetzt, um den knieenden Zwerg zu verdecken, der dem stehenden Riesen gegenübersteht.

3. Schritt: Die Betrachtung der Ergebnisse

Hinweis

Bei der Auswertung sollten folgende Begriffe im Idealfall an den Videoaufnahmen der Teilnehmenden eingeführt werden: Frosch-Perspektive bzw. leichte Aufsicht und Vogel-Perspektive, bzw. leichte Untersicht – Bildausschnitt / ausserhalb des Bildausschnitts / innerhalb des Bildausschnitts – Bildvordergrund, Bildmittelgrund, Bildhintergrund

Die Aufnahmen werden gemeinsam angeschaut und die Lösungen der Kinder und Jugendlichen gewürdigt. Direkt am Videomaterial führt die pädagogische Begleitung die jeweiligen filmischen Begrifflichkeiten (mehrsprachlich) mit passenden Wortbild-Karten ein. Als Ergänzung kann noch das Lösungshandout eingesetzt werden.

Wenn eine der drei Lösungen nicht gefunden wurde, zeigt die pädagogische Begleitung die fehlende Lösung direkt an der Kamera auf.

4. Schritt: Zweiter Versuch

Nach der Besprechung der Aufnahmen bekommen die Teilnehmenden die Möglichkeit, die neu erlernten filmischen Mittel nochmals anzuwenden.

Einblicke in die Praxis

Eigenproduktionen der Teilnehmenden

Bezüge zur Sprachförderung

Kompetenzfelder

Grammatik
Sprachroutinen
Sprechfertigkeit
Wortschatz

Sprachroutinen: Im Dialog zwischen Riese und Zwerg können die Sprachroutinen aus der Videovorstellungsübung angewendet und vertieft werden.

Sprechfertigkeit: Riese und Zwerg sind Figuren, die die meisten Kinder und Jugendlichen - unabhängig von ihrer Herkunft - aus Märchen kennen. Die Aufgabe ist klar konturiert, lässt aber viel Raum für Diskussion.

Grammatik: Bei der Übung kann es sein, dass es für die Teilnehmenden zur Aufgabenbewältigung wichtig ist, die Größenunterschiede zwischen Zwerg und Riese und somit Steigerungsformen von Adjektiven zu thematisieren.
Der Riese ist groß. Der Riese ist größer als der Zwerg. Der Riese ist am größten.
Der Zwerg spricht leiser als der Riese. Der Riese ist am mutigsten.

Wortschatz:
Wortschatzerweiterung im Themenfeld Märchen: Riese, Zwerg, ...
und Fachwortschatz zu filmgestalterischen Mitteln: Perspektive, Einstellungen...
Aber auch Adjektive (Gegensätze=Antonyme): groß - klein, stark - schwach, mächtig - unterlegen, laut - leise...

mehrsprachig

Die filmgestalterischen Mittel (z. B. Perspektive, Bildausschnitt, etc.) werden auch in den Erstsprachen thematisiert und mit der Zweitsprache Deutsch verglichen.

Bezüge Film- und Theaterpädagogik

Schauspiel

Status

Status: Zur Verkörperung beider Extremfiguren bieten sich hohe Statusunterschiede an.

Filmgestaltung

Kamera

Kameraarbeit: Filmgestalterische Mittel wie Kameraperspektiven, der Bildausschnitt und die Raumtiefe im Bild werden genutzt, um filmische Figuren zu charakterisieren.

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